Exzellenzcluster ROOTS erhält Förderung für zweite Phase
Exzellenzkommission bewilligt bis zu 60 Millionen Euro für Kieler Forschung zu Mensch und Umwelt in der Vergangenheit.
Große Freude bei allen Mitgliedern und Mitarbeitenden des Exzellenzclusters ROOTS: Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder hat am 22. Mai 2025 gemeinsam mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Wissenschaftsrat in Bonn bekanntgegeben, dass eine zweite Phase von ROOTS im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder von 2026 bis 2032 gefördert wird, um die komplexen Mensch-Umwelt-Kultur-Verknüpfungen in der Vergangenheit und deren Auswirkungen für unsere Gegenwart weiter zu entschlüsseln. Der Antrag umfasst eine Fördersumme von rund 60 Millionen Euro.
Der Exzellenzcluster ROOTS – Konnektivität von Gesellschaft, Umwelt und Kultur in vergangenen Welten – an der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel (CAU) untersucht seit 2019 die Wurzeln sozialer, umweltbedingter und kultureller Phänomene und Prozesse, die die menschliche Entwicklung nachhaltig prägen. Dafür erforschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus 18 Instituten der Geistes- Sozial-, Natur- und Lebenswissenschaften der CAU sowie aus vier weiteren Forschungseinrichtungen, darunter auch das IPN, in einem interdisziplinären Ansatz archäologische und historische „Laboratorien“ unter der Annahme, dass Menschen und ihre Umwelt sich gegenseitig geprägt haben und dabei soziale und umweltrelevante Konnektivitäten geschaffen haben, die bis heute existieren.
Dank an alle Beteiligten
„Die heutige Entscheidung freut uns natürlich sehr. Sie ist eine großartige Bestätigung für unseren schon jetzt gelebten integrativen Forschungsansatz. Die Verknüpfung archäologischer Disziplinen mit anderen Geistes-, Natur- und Lebenswissenschaften in der ersten Phase von ROOTS hat faszinierende neue Einblicke in Grundprozesse vergangener menschlicher Gesellschaften erbracht“, sagte der Archäologe Prof. Dr. Martin Furholt, Sprecher für die zweite Phase des Exzellenzclusters, nach der Verkündung. „Doch die menschlichen Gesellschaften der vergangenen 15.000 Jahre sind so vielfältig, dass wir weiterhin viele Fragen haben. Die positive Förderentscheidung hilft uns, diese zu beantworten.“
Martin Furholt und Professor Johannes Müller, Sprecher von ROOTS in der aktuellen Förderphase, dankten allen Kolleginnen und Kollegen, die den Antrag für ROOTS 2 mit vorbereitet haben. „Das war eine großartige Teamleistung. Das Engagement, das Fachwissen und die Begeisterung aller Beteiligten aus ROOTS – egal ob aus der Wissenschaft oder aus der Verwaltung – haben zu diesem Erfolg beigetragen. Es ist wirklich fantastisch, in so einem Team zu arbeiten“, sagte Johannes Müller. „Unser Dank geht außerdem an das Land Schleswig-Holstein und die Christian-Albrechts-Universität, die den ROOTS 2-Antrag ebenfalls mit größtem Einsatz unterstützt haben“, ergänzte Martin Furholt.
In den vergangenen sieben Jahren hat ROOTS unter anderem entscheidende neue Einsichten erbracht, wie Wissen in frühen Gesellschaften weitergegeben wurde, wie sozialen Ungleichheiten entstanden und welche Auswirkungen sie hatten, wie Konflikte beigelegt wurden oder wo Ursprünge urbaner Dynamiken liegen. „Hinzu kam eine Reihe überraschender Ergebnisse, darunter zum Beispiel das hohe Maß an Nichtlinearität in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaften, oder auch die Vielschichtigkeit von Prozessen in den vergangenen 15.000 Jahren. Damit haben wir viele gängige Annahmen zu Auslösern sozio-ökologischer Veränderungen und zur Motivation menschlichen Handelns in Frage gestellt“, fasste Johannes Müller zusammen.
Erweiterter Forschungsansatz in ROOTS 2
Auf diesen Ergebnissen aufbauend, verfolgt ROOTS 2 einen erweiterten Forschungsansatz, der die Vielfalt gesellschaftlicher und ökologischer Verflechtungen in den Fokus nimmt. „So wollen wir verstärkt Muster und Regelmäßigkeiten in der Urgeschichte und Geschichte identifizieren. Dafür werden wir noch mehr als bisher außereuropäische Perspektiven und Beispiele einbeziehen. Das hilft uns, die große Vielfalt der Menschen und ihrer Lebensumstände in der Vergangenheit besser einzuordnen“, erklärte Martin Furholt.
Zu diesem erweiterten Forschungsansatz tragen auch zusätzliche Professuren, Post-Doc-Stellen sowie eine veränderte interne Struktur bei. Eine neue Einheit mit dem Titel „Core of Synthesis“ wird sich systematisch mit Wechselbeziehungen und Abhängigkeit zwischen Schlüsselgrößen wie dem menschlichen Lebensunterhalt und der Biodiversität, Ungleichheit und Konflikt, Technologie und ihrem ökologischen Fußabdruck sowie Grenzen und Wohlbefinden beschäftigen. Diese Untersuchungen tragen zu einem besseren Verständnis der Ursprünge aktueller globaler Herausforderungen wie Klimawandel, gesellschaftliche Polarisierung, Ausbeutung oder Separation bei.
Bereits in ROOTS 1 angestoßene strukturelle Prozesse werden in ROOTS 2 weiter verfolgt. Dazu gehören vor allem Planung und Bau des 2023 vom Wissenschaftsrat bewilligten Forschungszentrums ARCWorlds an der CAU. Schon jetzt erfolgt die Einrichtung eines Kieler „Center for Collaborative Synthesis in Archaeology“ (CCSA) in Kooperation mit der internationalen „Coalition for Archaeological Synthesis“ (CfAS). Das CCSA wird als Knotenpunkt Projekte koordinieren, die mittels der Zusammenführung archäologischer Daten, Theorien und Methoden zu einem Gesamtbild menschlicher Vergangenheit beitragen.
„Die internationale Sichtbarkeit der Archäologie und anderer, mit der menschlichen Vergangenheit befassten Fächer in Kiel hat dank der Exzellenzförderung deutlich zugenommen. In internationalen Rankings wie dem QS University Ranking bewegen wir uns mittlerweile dauerhaft unter den Top 20 weltweit. Diese Stellung werden wir dank ROOTS 2, ARCWorlds, dem CCSA und unserem integrierten, multidisziplinären Forschungsansatz weiter festigen“, betont Johannes Müller.
Pressekontakt
Jan Steffen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Exzellenzcluster ROOTS
jsteffen@roots.uni-kiel.de
0431/880-5485
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