Womit hängt das Selbstbild von Kindern und Jugendlichen zusammen?

Neue Metastudie gibt umfassenden Überblick über den Forschungsstand. Schulische Leistungen, Motivation, soziale Unterstützung und gezielte Intervention zur Verbesserung der Selbstwahrnehmung zeigen stärkste Zusammenhänge.

Hintergrund: Wie man sich selbst wahrnimmt, beeinflusst alle Lebensbereiche und Entscheidungen. Eine positive Selbstwahrnehmung zu entwickeln ist daher ein entscheidendes Ziel für Kinder und Jugendliche. Denn positive Wahrnehmung wirkt sich nicht nur auf das persönliche und soziale Wohlbefinden aus, sondern auch auf den schulischen Erfolg und die langfristige Entwicklung. Die Frage nach dem Selbstbild – „Wer bin ich?“ – ist zentral für das Verständnis des Verhaltens, der Entscheidungen und der Interaktionen junger Menschen. Aufgrund der Bedeutung der Selbstwahrnehmung für das Leben der Heranwachsenden ist es für diejenigen, die deren Lebenskontext beeinflussen, also für Lehrkräfte, Eltern und Bildungsplanner:innen, wichtig zu wissen, welche Faktoren in welchem Ausmaß mit der Selbstwahrnehmung von Schülerinnen und Schülern zusammenhängen. Denn dieses Wissen kann dazu beitragen, die Lernumgebung positiv zu gestalten.

Kiel, 05.11.2024. Eine neue, umfassende Meta-Studie des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) in Kiel liefert eine systematische Übersicht über die wissenschaftliche Literatur zum Thema Selbstbild und beleuchtet, welche Aspekte in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen am engsten mit ihrer Selbstwahrnehmung verknüpft sind. Die Studie wurde von zwei Nachwuchsgruppenleiter:innen des IPN, Thorben Jansen und Jennifer Meyer, geleitet und in Zusammenarbeit mit John Hattie von der University of Melbourne und Jens Möller von der Kieler Universität durchgeführt. Sie basiert auf Daten von über 16 Millionen Schülerinnen und Schülern aus mehr als 8.500 Primärstudien. „Wir wollten verstehen, welche Faktoren in der Selbsteinschätzung von Kindern und Jugendlichen eine Rolle spielen und haben dazu die existierenden Literaturzusammenfassungen zu dem Thema gesichtet und integriert, um einen umfassenden Überblick über die Datenlage zu gewinnen “, erläutert Jennifer Meyer.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Wahrnehmung der schulischen Leistungen der Kinder und Jugendlichen, ihre Emotionen, ihre Motivation und ihre wahrgenommene soziale Unterstützung eng mit einer positiven Selbstwahrnehmung zusammenhängen“, erklärt Thorben Jansen. „Zur Förderung positiver Selbstwahrnehmung zeigten sich Interventionen als besonders wirksam, die auf Motivationstheorien basieren und direkt auf die Selbstwahrnehmung zielen, im Vergleich zu allgemeineren Interventionen z.B. zur Stärkung der Leistung oder des Schulklimas“, ergänzt Jennifer Meyer.

Bei der Interpretation der Ergebnisse ist besonders zu beachten, dass die Methode der Literaturzusammenfassung keine Rückschlüsse auf kausale Mechanismen bei der Entwicklung des Selbstkonzepts zulässt, damit ist die Studie bei weitem kein Abschlussbericht der Forschung zu Selbstwahrnehmung. Sie soll vielmehr dazu dienen, die reichhaltige Forschung zur Selbstwahrnehmung für angrenzende Disziplinen, die sich mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen, nutzbar zu machen. Für diejenigen, die den Lebenskontext von Kindern und Jugendlichen gestalten, bieten die Ergebnisse einen Überblick über Zusammenhänge mit einer Reihe von Faktoren. Basierend auf dieser Übersicht können Interventionen entwickelt werden, um gezielt ein positives Selbstbild bei Kindern und Jugendlichen zu fördern.

Die vollständige Studie ist frei zugänglich unter: https://psycnet.apa.org/fulltext/2025-40542-002.html.