Neue Professorin für Digitale Bildung am IPN

Seit dem 1. Mai 2024 ist Prof. Dr. Marlit Annalena Lindner Professorin für Digitale Bildung. Sie arbeitet im IPN in Kiel und an der Europa-Universität Flensburg (EUF). Die Professur ist neu. Frau Lindner und ihr Team beschäftigen sich damit, wie digitale Lernangebote gut gestaltet werden können. Ein wichtiger Teil der Arbeit sind Experimente und die Auswertung von Daten aus dem Lernprozess.

Frau Lindner wird an zwei Orten arbeiten: am IPN in Kiel und an der EUF in Flensburg. Am IPN gehören Frau Lindner und ihr Team zu einer Abteilung. Diese Abteilung heißt „Erziehungswissenschaft und Pädagogische Psychologie“. Frau Lindner leitet diese Abteilung stellvertretend.

Wer ist Marlit Lindner?

Frau Lindner hat in Kiel Psychologie studiert. 2016 hat sie in Kiel promoviert, das heißt: Sie hat ihren Doktor gemacht. In der Zeit hat sie auch schon am IPN gearbeitet. 2019 hat sie am IPN eine eigene Forschungsgruppe gegründet. Diese Gruppe hieß COMET.

Später hat sie auch in den USA geforscht. Sie war an bekannten Universitäten, die Princeton und University of California heißen. Außerdem hat sie auch als Dozentin gearbeitet: also als Lehrerin.

Ab Dezember 2022 arbeitete sie als Professorin in Tübingen. Nun ist sie wieder zurück im Norden. Sie kehrt an ihrem alten Arbeitsplatz zurück.

In einem Interview beantwortet Frau Lindner Fragen zu ihrer neuen Arbeit.

Sie forschen zu dem Thema „Digitale Bildung“. Was erforschen Sie dabei genau?

Es gibt sehr viele Themen, die man noch erforschen und entdecken kann. Digitale Bildung verändert sich ständig und hat viel Potenzial. Durch neue Technik entwickelt sich dieses Gebiet immer weiter. In den letzten Jahren hat sich die Künstliche Intelligenz (KI) stark verbessert.
Das hilft dabei, digitale Lernprogramme noch besser zu machen: zum Beispiel persönlicher und spannender. So kann man Dinge möglich machen, die früher nicht gingen.

Dadurch entstehen viele neue Ideen und Fragen für die Forschung. Es ist eine sehr spannende Zeit, um in diesem Bereich zu arbeiten. Ich freue mich auf die Zukunft.

Ich möchte herausfinden, wie man gutes Lernen mit digitalen Medien möglich macht.
Die Lernenden sollen Spaß haben und dabei gut lernen: mit oder ohne künstliche Intelligenz.

Ich finde diese Forschung wichtig, weil sie gut mit der Praxis zu tun hat. Man kann direkt sehen, wie die Ergebnisse beim Lehren und Lernen helfen können.

Wenn man digitale Lernmedien gut plant, kann man sie besser auf die Wünsche von Lernenden und Lehrenden anpassen.

Meine Forschung schaut vor allem auf psychologische Prozesse: also zum Beispiel, wie Menschen denken, fühlen und lernen. Ich möchte Dinge erforschen, die in der Praxis helfen.
Am besten sind die Erkenntnisse so gemacht, dass sie auch in der Zukunft noch nützlich sind – selbst wenn sich die Technik schnell verändert.

Ich möchte besser verstehen, wie digitale Medien wirken. Darum mache ich mit meinem Team Versuche. So finden wir heraus, was gut funktioniert und was nicht.

Wir beobachten, wie Lernende mit digitalen Medien arbeiten. Das ist besonders spannend. Wie schauen zum Beispiel, wie sich ihre Augen bewegen. Und sammeln dabei Daten auf dem Computer, die während der Nutzung entstehen. Auch Gefühle und Motivation der Lernenden sind wichtig. Diese helfen uns, die Lernmedien besser zu machen.

Technik ist wichtig. Aber noch wichtiger ist, was Menschen brauchen. Darum achte ich auf alles: Was wirkt gut – und was hat vielleicht auch Nachteile?

Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?

Ich forsche vor allem zu Test im Bildungsbereich. Mich interessiert also, wie man gute Tests für verschiedene Bereiche macht – zum Beispiel für Schulen, Hochschulen oder große Bildungsstudien. Diese Tests können während des Lernens helfen (das nennt man „formativ“) oder am Ende zeigen, was gelernt wurde (das nennt man „summativ“). Gerade in der digitalen Bildung sind solche Tests sehr wichtig. Denn nur mit guten Informationen aus diesen Tests kann man den Unterricht so anpassen, dass er zu den einzelnen Lernenden passt.

Damit digitale Bildung gut angepasst werden kann, braucht es Informationen über die Lernenden. Die Lehrkraft oder das digitale System muss wissen: Was kann die Person schon gut? Wo gibt es noch Probleme? Was wurde verstanden – und was nicht?

Solche Informationen bekommt man durch Tests, die das Lernen begleiten.
Nur so kann man digitale Lernangebote wirklich gut anpassen. Mir ist wichtig: Es geht nicht darum, die Lernenden zu kontrollieren. Die Lernenden selbst sollen durch die Ergebnisse einen Vorteil haben. Sie sollen selbst entscheiden können, wie sie mit dem Feedback (Rückmeldung) umgehen möchten.

Viele Schülerinnen, Schüler und Studierende mögen Tests nicht. Deshalb ist es besonders spannend zu untersuchen, wie man ihre Lust auf Tests erhöhen kann. Sie sollen ein positives Erlebnis sein. Sie sollen nicht mit Stress und Kontrolle verbunden werden. Stattdessen sollen sie eine Chance sein, hilfreiche Rückmeldung zu bekommen. Dadurch sollen sie auch mehr Spaß haben.

In unserer Forschung geht es auch um die Rückmeldungen für Lernende auf dem Computer.
Diese Rückmeldungen sollen den Lernenden beim Denken, Fühlen und der Motivation helfen.
Es ist schwierig, ein Gleichgewicht zu finden. Man muss zwischen sachlicher Rückmeldung und Ermutigung unterscheiden, besonders wenn die Leistung nicht gut ist.

Zukünftig können digitale Rückmeldungen mit Künstlicher Intelligenz (KI) verbessert werden.
Das bedeutet, dass die Reaktionen besser auf jede einzelne Person und sogar Situation abgestimmt werden können. Es gibt jedoch noch viele Schwierigkeiten in diesem Bereich, die wir in den nächsten Jahren lösen möchten. Unsere Forschung soll dabei helfen.

Planen Sie schon konkrete Forschungsprojekte?

Ich habe viele Ideen aus meiner bisherigen Forschung in Tübingen. Ich freue mich, diese Ideen weiterzuentwickeln und sie an der EUF und dem IPN umzusetzen. Meine aktuellen Projektebleiben aber ein wichtiger Teil meiner Forschung. Außerdem gibt es viele neue Projekte, die noch in Planung sind.

Ein Projekt ist mir besonders wichtig. Es heißt „Conversation-Based Assessment“, das bedeutet „gesprächsbasiertes Testen“. Wir wollen mit der Hilfe von Künstlicher Intelligenz ein neues Testsystem entwickeln, das wie ein normales Gespräch zwischen Lehrenden und Lernenden ist. Dieses Tests könnten die Motivation der Lernenden steigern und eine gute Grundlage sein für das persönliche Lernen und Lehren.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Erforschung neuer Konzepte für anpassbaren Unterricht mit digitalen Medien und der Rolle der Lehrkräfte dabei. Geplant ist auch die Gründung eines neuen „Digital Teaching Lab“ an der EUF. Das bedeutet „Labor für digitales Lehren“. Dieses bietet viel Potenzial für neue Ideen in der Forschung und Lehre bietet. Studierende, die Lehramt studieren, sollen dort mitarbeiten. Sie können die digitalen Medien praktisch und fachbezogen untersuchen. Sie sollen auf Grundlage von Theorien und praktischen Erfahrungen Ideen für ihren eigenen Unterricht entwickeln. So helfen sie bei der Forschung.

Ihre Arbeit ist am IPN und an der Europa-Universität Flensburg (EUF). Wie ist das zustande gekommen? Welche Vorteile sehen Sie in dieser Zusammenarbeit?

Meine Arbeitsstelle wurde gemeinsam von der EUF und dem IPN geschaffen. Das Land Schleswig-Holstein fördert sie. Dadurch sollen die Einrichtungen in Kiel und Flensburg sich enger verbinden. Es sollen mehr Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit geschaffen werden.

Für mich treffen hier zwei Welten aufeinander: IPN, das ich gut kenne, und die Universität Flensburg, die neu für mich ist. Das bedeutet, dass es verschiedene Sichtweisen, Erwartungen und Traditionen gibt. Durch meine lange Arbeit am IPN kenne ich viele Kolleginnen und Kollegen dort ganz gut. Jetzt freue ich mich darauf, auch die Menschen an der EUF und ihre Arbeit besser kennenzulernen.

Ich sehe großes Potenzial darin, dass die EUF und das IPN zusammenarbeiten, besonders in der mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildung. Ich finde es auch sehr gut, dass an der EUF viele verschiedene Fächer unterrichtet werden, nicht nur MINT-Fächer. Das gibt uns die Möglichkeit, digitale Bildung aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen. In den nächsten Jahren möchte ich noch mehr zusammenarbeiten und gemeinsame Projekte starten.

Die Verbindung von dem IPN und der EUF ermöglicht es auch, die Forschung und Lehre miteinander zu verbinden. Sie bietet mir und meinem Team besondere Chancen. Ich bin sicher, dass sich unsere Gruppe zu einem starken Team entwickeln wird und wir erfolgreich an beiden Orten zusammenarbeiten werden.

Sie waren ja eineinhalb Jahre in Tübingen und kommen nun zurück in den Norden. Worauf freuen Sie sich?

Die Zeit in Tübingen war sehr spannend. Ich habe viel gelernt und tolle Kontakte geknüpft. Jetzt freue ich mich, in den Norden zurückzukehren. Ich freue mich auch, ein langfristiges Forschungsprogramm aufzubauen. Natürlich ist das nur mit einem starken Team möglich, das ich gerade zusammenstelle und auf das ich mich auch sehr freue. Gleichzeitig bin ich dankbar für die tollen Bedingungen, die mir diese Arbeitsstelle bietet. Ich bin motiviert, neue Wege für die Zusammenarbeit zwischen der EUF und dem IPN zu finden. Und bin gespannt, was sich daraus entwickeln wird.

Außerdem freue ich mich besonders als Flensburgerin, wenn mich Menschen mit „Moin“ begrüßen. Ich mag die milden Sommer am Meer mit der „steifen Brise“. Es ist schön, Familie und Freunde in der Nähe zu haben. Außerdem freue ich mich auf tolle Kolleginnen und Kollegen in Kiel und Flensburg und auf viele spannende neue Projekte.